Die Regionen Italiens scheinen für die ernsthafte Lage ihres Staates auf beiden Ohren taub zu sein, wenn man berücksichtigt, dass deren Ausgaben in den vergangenen zehn Jahren um 75% gestiegen sind. In diesem Kontext berufen sich die meisten Regionen auf ihre politische Autonomie von der Zentralregierung in Rom, und verschärfen die Schuldenspirale des Landes auf diese Weise zusätzlich. Es zeigt sich, dass die Regionalpolitik einfach nicht sparen will und Ausgaben tätigt, die teilweise vollkommen unnötig und irrwitzig sind.

Während der Zentralstaat mit dem Rücken immer mehr zur Wand steht, werden in den Regionen die Gelder für sinnlose Projekte verprasst

Wer meint, dass nur auf höchster EU-Ebene Gelder im Angesicht der eskalierenden Schuldenkrise in Europa für teils vollkommen irrwitzige Projekte verprasst werden, der braucht nur nach Italien zu blicken. In vielen autonomen Regionen des Landes dürften die verantwortlichen Lokalpolitiker die in Brüssel getroffenen Beschlüsse vielleicht sogar noch übertreffen. In Sizilien stellen sich die Einwohner beispielsweise die Frage, wer oder was Zelkova ist, wofür die Lokalpolitik rund eine halbe Million Euro pro Jahr aufwendet.

Was sich nach einer russischen Gräfin anhört, entpuppt sich letztendlich als seltene Pflanze, die die lokalen Behörden gerne schützen möchten. Als höchst amüsant erweist sich die Tatsache, dass in dem oben genannten Betrag ein jährliches Honorar von 150.000 Euro enthalten ist, das an eine Beratungsgesellschaft abfließt, wie italienische Medien berichteten. Man könnte auch vermuten, dass hier ganz eindeutig die Korruption am Werk ist, durch die den Bürgern Italiens jährlich wahrscheinlich tiefer in die Tasche gegriffen wird, als in irgendeinem anderen Land der Europäischen Union.

Beispiele wie diese finden sich eine ganze Menge in Italien, da die einzelnen Regionen den Ernst um die Staatsfinanzen des Zentralstaats wohl noch nicht in Gänze erfasst haben.

Während sich die Zinsen auf italienische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren trotz der Interventionen und Bondankäufe durch die Europäische Zentralbank weiterhin um die Marke von 6% bewegen, kommt es den Lokalpolitikern nicht in den Sinn, endlich mit dem Sparen zu beginnen. Doch wann immer die Zentralregierung die Regionen auf einen dringend notwendigen Sparkurs verpflichten möchte, tönt aus den lokalen Amtsstuben der Verweis auf die Selbstverwaltung der italienischen Provinzen.

Selbst das italienische Verfassungsgericht sieht seine Hände in den meisten Fällen gebunden. Es ist aufgrund der bestehenden Verfassung nämlich nicht dazu in der Lage, die verkrusteten Strukturen in den Regionen aufzubrechen. Solange dies jedoch nicht zu ändern ist und Lokalpolitiker nicht von selbst einsehen, dass sie auf einen Teil ihrer Pfründe und Privilegien freiwillig verzichten müssen, driftet der Zentralstaat in eine immer größere Schuldenkrise. Während die Ausgaben der Regionen in den vergangenen 10 Jahren um 75% gestiegen sind, steht Italien an den internationalen Bondmärkten immer stärker mit dem Rücken zur Wand.

Zwar ist Italien – hinter Deutschland und Frankreich – die drittstärkste Wirtschaftskraft in Europa, schiebt jedoch mit rund 124% seines Bruttoinlandsprodukts den höchsten und gefährlichsten Schuldenberg in der gesamten EU vor sich her. Da die Wirtschaft des Landes in den letzten Jahren kaum mehr gewachsen ist, wird es immer schwieriger, die ausstehenden Schulden und deren Zinsen zu bedienen.

Solange die Lokalpolitik in den Regionen des Landes diese Tatsache nicht begreift oder schlichtweg ignoriert, dürfte es kaum Wunder wirken, wenn das Land den Pfad Griechenlands, Irlands, Spaniens oder Portugals einschlagen wird – mit allen Konsequenzen, die das für den Euro haben wird.